„Worte töten“ – hallt es in meinen Ohren. Immer und immer wieder.

Vor mir liegt ein Zuckerwürfel. Er liegt da und schaut mich an. So als würde er mich verführen wollen, wobei er nicht ahnt, dass ich ihn unattraktiv des Todes finde und mich lieber übergeben würde, als mir ihn einzuverleiben.

Ich würde gerne radikale Aussagen treffen.

Zum Beispiel: „Ich werde für die Kunst sterben und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“

Wofür kämpfe ich?

Was ist die Quintessenz / die Message hinter all meinen „künstlerischen“ Bemühungen.

„Worte töten“ – hab ich mir selbst meine Message verboten?

Anti-Kapitalismus-Kampangen

Frauenrechte!

Feminismus!

Lebendigkeit und Exstase!

Körperlichkeit und Mitgefühl!

Verbundenheit mit der Natur.

Menschlichkeit

Philosophie

Große Gedanken

Tiefe Verbundenheit

Sex

und Liebe.

Wenn der Nebel sich lichtet, weiß ich wofür ich stehe.

All meine Meinungen in Worte zu gießen macht sie aber so klein.

Und so dumm.

So angreifbar.

So unzulänglich.

Das schafft Theater. Dinge zu vermitteln, mit WORT; BILD; KOSTÜM; KULISSE; HANDLUNG; INSZENIERUNG; GESCHICHTE – ohne den Versuch zu erheben eine wissenschaftlich fundierte Meinung zu sein. Ein Gefühl darzustellen, wo jede*r Interpretationsraum hat, jede*r sich reinentwickeln und mit Gewinn wieder rausentwickeln kann, ohne ein „IndieFresse-SoistES-Statement“ zu sein. Theater schafft Raum – Theater schenkt Zeit. Theater vermittelt Perspektive. Und Meinung ohne den Anschein der Meinung offenzulegen. Theater macht Spaß. Theater schenkt Erfüllung.

Verliebt ins Theater, kann ich nicht weg und was anderes machen.

Es hält mich gefangen. Es ist eine HassLiebe!

An mein älteres Ich: Ich bin sehr gespannt, wie lange ich um das Theater buhlen werde. Was werde ich dafür aufgeben? Was werde ich gewinnen? Wie lange bleibe ich dieser Liebe treu? Empfindet mein älteres ICH Stolz, dass ich durchgehalten habe für diese Liebe zu kämpfen oder bereut mein älteres ICH die Zeit und verpassten alternativen Chancen? Bereut mein älteres ICH vielleicht aber auch nicht mehr investiert zu haben, zu früh aufgegeben zu haben?

Fragen über Fragen.

Aber es jetzt nicht zu versuchen würde gegen meine Natur gehen.

Ich habe es mir in den Kopf gesetzt und jetzt mache ich es auch.

Ich kann nun mal nur einen Weg gehen. Meinen. Und mitnehmen ins Nachleben werde ich eh gar nichts. Leidenschaft bedeutet trotz Risiken alles auf die Karte zu setzen.

Eine Liebe hat Widerhaken. Starke Widerhaken die sich tief in dein Fleisch gedrückt haben. Sie einfach so herauszuziehen erfordert eine unglaubliche Entscheidungskraft und Verletzung ist unweigerlich mitinbegriffen.

Die Widerhaken der Liebe.

Du könntest dich einfach von Liebe freisprechen. Denn Liebe ist nichts materialistisches. ABER, das erfordert schon fast soziopathische Kühnheit und ich bin mir nicht sicher, ob du dich dann nicht doch von etwas Existenziellem was in dir lebt spaltest.

Stell dir vor du bist verheiratet, hast eventuell sogar schon erwachsene Kinder und lebst mit deinem Mann zusammen in einer Wohnung oder in einem Haus. Euer soziales Umfeld ist das gleiche, seit Jahren ist er die Person mit der du am meisten Zeit verbringst.

Du hättest die Wahl dein Geld zu nehmen, in eine andere Stadt zu ziehen, alles abzubrechen und wo anders ganz neu anzufangen. Dich und dein soziales Umfeld neu zu erschaffen. Natürlich wäre das ein Prozess – aber mit dem Versprechen von Veränderung, neuen Erfahrungen und Erkenntnissen. Das könntest du tun. Recht einfach, aber was hindert dich? Du bist Erwachsen, hast dir Dinge aufgebaut und bist ein Mensch geworden gebettet in dein Leben, für das du dich entschieden hast. Ob bewusst oder unbewusst, du bist gebettet und umzubetten ist nicht einfach!

Ich werde mich umbetten, immer und immer wieder werde ich meine Betten wechseln.

Die Frage ist wie radikal.

Höre ich mich an wie eine Wahnsinnige? Wie eine, die bestimmten Gedanken zu viel Raum gibt, statt realistisch ihren Kontostand anzuschauen, ihre Dinge, die ihre Wohnung schmücken und sich daran zu erfreuen?

Frei vom Urteil der anderen will ich meinen Weg gehen.

In dem es um andere Dinge geht als Kontozahlen und Besitztümer.

Ich will in einer Welt leben in der es um Werte geht. Um zwischenmenschliche Fähigkeiten. Um große Gedanken. Um Geschichten und Persönlichkeiten. Um Veränderung und Schöpfung. Um Beziehung und Liebe. Um Abenteuer, innere Freiheit und innere Stärke. Ich will strahlen von innen heraus. Und Orte schaffen, die das strahlen von anderen erweckt.

Die Vision ist hiermit formuliert:

Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Astrid Lindgren, denke ich, Pippis Mut sollte immer mehr Leute anstecken.

Ich will niemandem zur Last fallen. Nicht abhängig werden von der Hilfe anderer. mahnt mich eine innere Stimme.

Aber ich will leben! Und nicht bloß meine Existenz absichern.

Berlin, denke ich, wo bringst du mich hin. Wo spuckst du mich aus?

Was kann ich erreichen?

In diesem Sinne liegt der Zuckerwürfel immer noch da.

Unangetastet.

Und ich hoffe, das macht er noch eine Weile.

Vielleicht muss man mich ab und zu einfangen und auf den Boden ziehen, dafür habe ich meinen Mann – sagen sie.

Fliegend das Leben zu begreifen ist aber so viel schöner.

Wenn doch alle „abgehoben“ wären – sage ich zwinkernd und umschließe damit Kritik und Traum in einem.

Bis die Flügel schmelzen und ich falle.

Oder den Himmel berühren kann.